Die "andere" Jahreszeit

Ziegenwiese

 

 

 

 

Die Buschtrommeln hatten es schon vorher gemeldet:
Die Ziegenwiese war vor 2 Tagen geräumt worden. Was der Grund gewesen war, darüber kriegst du von jedem was anderes erzählt, also zucken wir nur die Schultern.

Entgegen sonstiger Gewohnheit stehen bei unserer Ankunft tatsächlich nur lächerliche 4 WOMOs da: 2 Holländer und 2 Deutsche; der Schock sitzt also tief, galt doch die Ziegenwiese bis dato in dieser Hinsicht als "sicher".

Es dauert bis zum nächsten Mittag, da sind aus 5 schon 15 geworden. Wir fangen an, die ersten zu kennen...


so leer kennt man die Ziegenwiese gewöhnlich nicht
 

 


fast die alte Zusammensetzung
 

 

Als wir Gisela und Dieter, sowie Tille und Uli Bescheid gegeben haben, dass wir auf der Ziegenwiese stehen, sind sie eine Stunde später auch wieder da. Auch sie hatten zu denen gehört, die kürzlich weggeschickt worden waren und haben sich zwischenzeitlich in der Nähe aufgehalten.

Schon bald sitzen wir wieder vor unserem BABY und halten gemeinsamen Kaffeeplausch.
Uns zieht es zur benachbarten Schlangenbucht, weil die - da sind sich alle einig - die schönste Bucht weit und breit ist. Für WOMOs nach wie vor gesperrt, aber als Ziel für einen Spaziergang immer wieder lohnend.

Wir gehen meernah dorthin und kommen an einem riesigen Feld vorbei. Sollte es bei euch mal Eisbergsalat geben, vielleicht hat er kürzlich noch hier gestanden.

Natürlich ist die Versuchung bei den WOMOisten groß, sich dort den einen oder anderen Salatkopf zu pflücken, weil der einem ja so verführerisch fast in die Schüssel wächst.
Und leider unterliegen auch viele dieser Verführung.

Jetzt stell dir mal vor, was im Kopf eines spanischen Arbeiters vor sich gehen muss:

Der arbeitet 7 Tage in der Woche für einen lächerlichen Lohn.
Und dann kommt einer mit einem für ihn unvorstellbar teuren WOMO und ist sich nicht zu schade, eine Kiste Salat (wahlweise Orangen, Zitronen, Gurken, Tomaten, Kürbisse, Blumenkohl, Bohnen...) schlicht zu klauen. Der Spanier sieht sich das an, aber er wird nichts sagen. Sondern: Er nimmt sein Handy und ruft die Polizei an.
Ich denke mal, dass auch das einer der Gründe ist, weshalb die Polizei hin und wieder für uns überraschend einen Stellplatz räumt.

Und der Witz ist der: Gehst du zu einem Feld, auf dem gerade geerntet wird und fragst den Vorarbeiter, ob er dir 2 oder 3 Blumenkohlköpfe... verkauft, drückt er dir so viel in die Arme, dass du sie kaum tragen kannst und - er will nichts dafür haben!
Verstehst du dann noch die Klauer? Ich schon lange nicht mehr.

Da muss ich doch noch was nachtragen:
 

 


Eisbergsalat wohin du schaust
 

 

Es kommt nicht selten vor, dass sich die Besatzung eines WOMOs nach dem vorabendlichen Gemüseklau tags drauf mit heftigen Leibschmerzen, Schwindel und Erbrechen in den Kojen wälzt.
Grund: Das geklaute Zeug war unmittelbar zuvor gespritzt worden. Steht ja nicht dran.

Muss man da noch Mitleid haben?

 


Die Blumen öffnen sich sofort bei jedem Sonnenstrahl
 

 

Inzwischen sind wir ein Stück weiter gewandert; es ist zwar Januar, aber es blüht überall.

Und dann sind wir wieder in der Schlangenbucht. Die Hündchen dürfen ausgiebig baden und sich anschließend im Sand panieren...
 


die Schlangenbucht hat feinsten Sandstrand

 

Den Rückweg machen wir die Straße entlang. Hier hast du, wenn du aus der Schlangenbucht oben angelangt bist, freien Blick auf die Bucht Richtung La Azohia.

Rechts neben dem Gebäude in der Bildmitte stehen einige WOMOs - wir stehen links vom Gebäude, daher unsichtbar...

 


vorn: der letzte Bauernhof vor der Schlangenbucht; drüben liegen Playa de Mazarrón, Isla Plana und rechts La Azohia

 

Noch ein Stückchen weiter, und wir haben den ungehinderten Blick auf die andere Seite der Bucht. Du erkennst sogar das Wehrtürmchen, das wir von La Azohia aus angerollert hatten.
 


die Bucht zwischen La Azohia und der Ziegenwiese
 

 

Schließlich sind wir wieder an der Ziegenwiese; auf dem Salatfeld ist inzwischen eine 40-köpfige, bunt gekleidete Kolonne angerückt, die in breiter Front den Salatköpfen an den Kragen geht: Kürz bücken, abschneiden, in Folie einwickeln und rein in die Kiste.

Kurze Rechnung:
Pro Person und Minute landen mindestens 3 Salatköpfe in dem gelben Behälter; mal 40 Leute macht das 120 pro Minute; mal 60 sind gut 700 pro Stunde; mal 8 sind das mehr als 5500 Köpfe Eisbergsalat pro Tag.
Da die Leutchen genau am nächsten Tag um die gleiche Zeit wieder abgerückt und das Feld abgeerntet ist, weiß ich jetzt, dass so ein Salatfeld von ca. 300 mal 150 Metern um die 6.000 Salatköpfe beinhaltet. Übern Daumen.
 

Hohe Türme mit beladenen gelben Kisten werden per Traktor ans Ende des Feldes gefahren, dort warten zwei Sattelauflieger; ein spezieller Gabelstapler belädt die 18-m-Ungetüme.

In knapp 3 Tagen kannst du die Salate auf dem deutschen Markt kaufen;  das Stück sicher nicht unter 1,50 Euro.

Wir indessen kriegen sie hier unten auf dem Wochenmarkt - 3 Stück für 1,20 Euro.

hier sind 40 Leute bei der Ernte des Eisbergsalat-Feldes

 

Kein Tag auf der Ziegenwiese vergeht, ohne dass neue WOMOs ankommen. So ist der Stellplatz bald proppevoll, und jeder, der ankommt, stellt sich so hin, dass er auch was vom Meer sieht - mit der Folge, dass dann mindestens 3 andere nix mehr davon sehen. "Jeder ist sich selbst der Nächste", hört es Ulla von der Kollegin, die sich mit ihrem Mann direkt vor unsere bescheidene Aussicht gestellt hat.
Als wir schließlich entsorgen müssen und feststellen, wir kommen nicht raus, ohne dass jemand mit seinem Fahrzeug an die Seite fährt, reicht es; wir werden morgen früh weiter Richtung San Juan de los Terreros fahren, das ist kurz hinter Aguilas.

Da hast du Platz ohne Ende und stehst mindestens ebenso schön wie hier.
 
   

 

===> stürmische Zeiten in San Juan de los Terreros